Mittwoch, 15. August 2012
Freiheit im Käfig...
Wenn man nur ungenau genug hinschaut, kann man nur Freiheit sehen. Die Gitterstäbe des goldenen – oder besser: leicht vergoldeten – Käfigs nimmt man dann nicht mehr wahr.
Freiheit ist ein Gut, das viel Verantwortung und Disziplin erfordert. Freiheit muss man sich jeden Tag erkämpfen, erarbeiten, verdienen.
Vor vielen Jahren hieß es einmal „Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“.
Na sowas. Da denkt man, man ist frei, weil man keine Fesseln spürt, dabei liegt es nur daran, dass man sich nicht mehr bewegt. Nichts mehr in Frage stellt. Bloß nicht daran rühren!
Beschneidungen der persönlichen Freiheit, die noch vor Jahrzehnten Revolten, etwas später zumindest noch Demonstrationen hervorriefen, gehören heute zum normalen Leben. Genau genommen wurden die persönlichen Freiheiten in sehr vielen Bereichen so stark eingeschränkt, wie man es sich damals noch gar nicht vorstellen konnte. Freiheit wurde immer kleiner, das Volk immer ruhiger. Je mehr Verantwortung man uns wegnahm, desto mehr Freiheit gaben wir her. Verantwortung ist ja auch etwas Lästiges, oder?
Das zieht sich durch alle Lebensbereiche und gleicht einer Entmündigung. Nur alle vier Jahre holt man uns aus unserem Dämmerzustand, um zwischen verschiedenen Farben zu wählen. Wir haben nicht einmal die Wahl des kleineren Übels. Und da wundert man sich, dass immer weniger Menschen zur Wahl gehen. Man hat den Menschen so viel Verantwortung weggenommen, wie sollen sie sich da noch verantwortlich fühlen, geschweige denn verantwortlich handeln?
Zurück zur Freiheit. Wenigstens thematisch in diesem Text.
Sie fühlen sich frei, alle Entscheidungen zu ihrem Leben treffen zu können, ohne dass Sie von staatlicher Stelle darin behindert oder diskriminiert werden?
Sie spüren nur die Fesseln nicht.
Kleines Beispiel?
Gibt es ein Gesetz in Deutschland, das Sie verpflichtet, ein Girokonto zu haben?
Nein, gibt es nicht. (Wahrscheinlich, weil so ein Gesetz ganz deutlich machen würde, wer die Macht im Staate hat.)
Nun stellen Sie sich einfach einmal vor, Sie hätten kein Konto. Mal abgesehen von den Schwierigkeiten, die ihr Arbeitgeber nun hat, Ihnen Ihren Lohn zukommen zu lassen, stellen Sie sich nun vor, Sie möchten einen Neuwagen zulassen, wohlgemerkt, bei einer Verwaltung, die von Bürgern für Bürger bezahlt wird.
Sie kennen die Antwort schon. Die Finanzbehörde verlangt eine Abbuchungserlaubnis der KFZ-Steuer als Bedingung für die Zulassung eines Fahrzeugs. Zum Abbuchen wird natürlich ein Konto benötigt. Menschen ohne Konto können also kein Fahrzeug zulassen. Wahrscheinlich könnten Sie es durchsetzen, dass Ihnen das doch erlaubt wird. Mit erheblichem Aufwand und Klagen durch mehrere Instanzen. Somit werden Sie durch Ihre Art zu leben Diskriminierungsopfer. Das ist nur ein Beispiel, ein Beispiel aus einem Bereich. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie selbst noch andere entdecken. Hoffentlich nicht erst, wenn man direkt davon betroffen ist.
Zu Ihrem und unser aller Wohl: Fangen Sie an, sich zu bewegen. Spüren Sie die Fesseln und wehren Sie sich. Und lassen Sie sich nicht von den offen sichtbaren Pro-und-Contra-Streitereien, die Freiheit nur vorgaukeln, ablenken, sondern gehen Sie eine Ebene weiter, eine Ebene tiefer. Fragen Sie sich selbst nach Ihren Freiheiten. Hat es die Welt sicherer gemacht, dass man Ihre Freiheit, eine Nagelschere oder ein Duschgel im Handgepäck in den Flieger mit zu nehmen, beschränkt hat? Die Antwort finden Sie, wenn Sie sich fragen, wieviel Flugzeuge vor diesem Gesetz mit Nagelscheren oder Duschgel entführt wurden. Und dennoch mussten Sie wieder einmal auf einen kleinen Teil Freiheit verzichten. Immer wieder und überall. Schöne, neue Welt....
Andreas Lauer

... comment