Freitag, 21. November 2014
Nicht allein...
Warum ist Weihnachten uns so wichtig? So wichtig, dass es uns emotional so stark beeinflusst, dass die Selbstmordrate um die Feiertage steil nach oben schießt? Vielleicht ist es, weil Weihnachten uns von einer unserer größten Ängste ablenkt und uns dadurch gleichzeitig auch schmerzlich daran erinnert. Die Angst, alleine zu sein, als einzelner Mensch und auch als Kollektiv.
Wir wollen nicht, dass da außer uns nichts mehr ist. Wir wollen nicht alleine sein. Und so erinnern uns die Weihnachtsfeiertage daran, unserer Nächsten zu gedenken, in Liebe Gemeinschaft zu pflegen, gleichzeitig der Hoffnung Nahrung zu geben, dass etwas Höheres existiert, das uns begleitet, bei uns ist, uns nicht alleine lässt.
Aber durch dieses Wachrufen eines Gemeinschaftsgefühls an diesen wenigen Tagen wird uns auch oft genug bewusst, wie einsam wir uns manchmal fühlen, weil wir uns nach engeren Verbindungen mit den Mitmenschen und mit Gott sehnen. Es ist nicht das Sehnen nach etwas Unbestimmten. Es ist das Sehnen nach etwas, an das wir uns emotional zu erinnern scheinen, denn nur, was man kennt, kann man so schmerzhaft vermissen. Vielleicht ist es die Verbindung aller Seelen miteinander und mit Gott, die wir in unserer körperlichen Form nicht zu spüren in der Lage sind, an die wir uns aber auf eine nicht fassbare, nicht beschreibbare Art erinnern können. Und so versuchen wir, diesem unbestimmten Gefühl immer wieder näher zu kommen und gleichzeitig schrecken wir davor zurück, weil wir dadurch auch entdecken müssen, dass für uns diese enge Verbindung zur Gesamtheit nicht so einfach zu erreichen ist und wir das Fehlen dieser Art von Verbindung spüren. Natürlich ist sie immer noch da, wir können sie lediglich nicht so wahrnehmen. Aber sie existiert, so stark und ungebrochen wie seit Anbeginn allen Seins. Und in Echos spüren wir sie, wenn wir Mitgefühl empfinden, Liebe, Dankbarkeit, menschliche Wärme, Glück. Nur weil wir auf dieser Welt für bestimmte Energien blind sind, bedeutet das nicht, dass sie nicht mehr da sind, denn das sind sie. Und manchmal, an Tagen wie Weihnachten, kann es sein, dass unsere Augen ein kleines bisschen aufgehen und wir ein kleines Stück dieser großen Verbindung sehen können. Also seien Sie nicht traurig an den Feiertagen, denn auch der Schmerz der Einsamkeit erinnert sie nur an etwas, das eigentlich da ist, auch wenn Sie es gerade nicht direkt sehen können. Freuen Sie sich, denn Sie sind nicht allein und Sie werden es niemals sein. In diesem Sinne umarme ich Sie alle und wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Ihr Andreas Lauer

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